Jubiläen – gerade solch „große Jubiläen“ wie z.B. „500 Jahre Reformation“ im vergangenen Jahr oder ein runder Geburtstag (100. Geburtstag Helmut Schmidt 2018) sind wichtige Eckpfeiler der Erinnerungskultur: Die Jubiläen, an welche Staaten erinnern, machen das Selbstverständnis der Herrschenden deutlich: Elemente der Vergangenheit werden aufgegriffen und im Hinblick auf eine gewünschte Zukunft mit Bedeutung aufgeladen.
An welche Persönlichkeiten erinnert wird, zeigt das Wesen eines Staates. Das Gleiche gilt für jede Organisation und auch für den einzelnen Menschen. Jubiläen sind Ankerpunkte des Gedächtnisses, des persönlichen wie des kollektiven Gedächtnisses: Die Art und Weise, wie ein Jubiläum begangen wird, ob ein Jubiläum begangen wird, stellt die Weichen für die Zukunft: Ereignisse und Persönlichkeiten, an die erinnert wird, existieren auch in Zukunft. Und sie existieren in genau der Art und Weise, wie sie ins Gedächtnis gerufen wurden – mit Veranstaltungen, mit Büchern, mit Denkmälern – oder eben auch mit Briefmarken und Münzen
1918 – 2018 – 100. Jahrestag
Ein numismatischer Überblick
100. Todestag von Gustav Klimt
Der österreichische Maler Gustav Klimt schuf Werke, die noch heute faszinieren, relevant sind und für Kontroversen sorgen – zuletzt etwa sein berühmtestes Gemälde „Adele Bloch-Bauer I“, genannt die „Goldene Adele“, mit 135 Millionen Dollar das wertvollste Gemälde der Welt.
Gustav Klimt (*4. Juli 1862, † 6. Februar 1918 in Wien, 9. Bezirk) ist einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Jugendstils, auch Wiener Secession genannt.
100 Jahre Unabhängigkeit
16. Februar 1918: Unabhängigkeit Litauens
24. Februar 1918: Unabhängigkeit von Estland
18. November 1918: Unabhängigkeit Lettlands.
Die drei baltischen Republiken Litauen, Estland und Lettland feiern mit der ersten baltischen 2 Euro-Gemeinschaftsausgabe den 100. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. Estland gibt zudem eine eigenständige 2 Euro-Gedenkmünze 2018 heraus.
100. Jahrestag Ermordung des letzten russischen Zaren und seiner Familie
Am 15. März 1917 musste Zar Nikolaus II. (*1868, †1918) unter dem Druck der Russischen Februarrevolution abdanken. Die Monarchie in Russland endete. Im Frühjahr 1918 wurden die Romanows von den neuen Machthabern nach Jekaterinburg, 1.500 Kilometer östlich von Moskau, gebracht. Sie wurden im Haus des Ingenieurs Ipatjew inhaftiert: Neben dem ehemaligen Zar Nikolaus II. seine Frau Alexandra Fjodorowna, die Töchter Olga, 23, Tajana, 21, Maria, 19, Anastasia, 17, der Thronfolger Alexej, 14.
17. Juli 1918 – die russische Zarenfamilie wird ermordet: Dann in der Nacht zum 17. Juli 1918 wurde die Familie geweckt und unter dem Vorwand, dass es im Obergeschoss nicht sicher sei (es waren Schüsse in der Nacht gefallen), in den Keller verbracht. Dort wurde Nikolaus II., der letzte russische Zar, mitsamt seiner Familie ermordet.
100. Geburtstag Nelson Mandela
Nelson Mandela (*18. Juli 1918, †5. Dezember 2013) war der wichtigste Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheit zu einem gleichheitsorientierten, demokratischen Staatswesen in Südafrika. 1993 erhielt er deshalb den Friedensnobelpreis.
Mandela engagierte sich sein Leben lang gegen die Apartheitpolitik seiner Heimat. Er verbrachte 27 Jahre als politischer Gefangener in Haft und wurde erst 1990 entlassen.
Am Tage seiner Freilassung leitete Mandela in einer Rede vor 120.000 Zuhörern in einem Stadion öffentlich seine Politik der Versöhnung ein, in dem er „alle Menschen (…) zur Mitarbeit an einem nichtrassistischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle“ einlud.
Im Mai 1994 gewann Nelson Mandela mit seiner Partei ANC die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas mit absoluter Mehrheit. Am 9. Mai 1994 wurde Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.
100 Jahre Stigmatisierung & 50. Todestag von Pater Pio
20. September 1918: Bei Pater Pio treten sichtbare Wunden an Brust, Händen und Füßen auf, angebliche Wundmale Christi.
Pater Pio war ein katholischer Priester und Kapuzinermönch. Heute ist einer der beliebtesten Heiligen Italiens und einer der weltweit bekanntesten Heiligen des vergangenen Jahrhunderts.
Als Francesco Forgione am 25. Mai 1887 geboren, zeigten sich bei ihm ab 1918 die Wundmale Jesu (Stigmata). Pater Pio war bereits zu Lebzeiten hochgeehrt.
Pater Pio verstarb am 23. September 1968. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1999 selig und im Jahr 2002 heilig. An seinen 50. Todestag im September 2018 erinnert der Vatikan mit einer 2 Euro-Gedenkmünze (Motiv steht aktuell noch nicht fest).
100 Jahre Freistaat Bayern
Früher noch als Berlin, wurde München von der Revolution des November 1918 erfasst, die ihren Ursprung am 4. November in einem Matrosenaufstand in Kiel genommen hatte: Nach einer Friedenskundgebung in München schafft Kurt Eisner (geboren am 14. Mai 1867 in Berlin; gestorben am 21. Februar 1919 in München), ein Journalist und Führungspersönlichkeit der sozialistischen USPD, mit Hilfe bewaffneter Soldaten einen Umsturz fast ohne Gegenwehr (Quelle). König Ludwig III. flieht, der am 20. Februar noch zusammen mit seiner Frau Königin Marie von Bayern Goldene Hochzeit gefeiert hatte, floh.
8. November 1918 – Proklamation des Freistaats Bayern: In der Nacht zum 8. November 1918 rief Eisner die Republik Bayern als Freistaat aus und erklärte das herrschende Königshaus der Wittelsbacher für abgesetzt. Bis zu seiner Ermordung am 21. Februar 1919 war Eisner der erste Ministerpräsident des Freistaates Bayern.
100 Jahre Abdankung des deutschen Kaisers, Ende der Monarchie in Deutschland
9. November 1918: Reichskanzler Max von Baden gibt eigenmächtig den Thronverzicht von Kaiser Wilhelm II. bekannt. Daraufhin ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstags in Berlin die Republik aus, der Beginn der später so genannten Weimarer Republik.
Wie ein Kartenhaus brechen Jahrhundertalte Monarchien zusammen. Wilhelm II. verzichtete am 28.11.1918 offiziell auf den kaiserlichen Thron. Die Urkunde unterzeichnete er im niederländischen Exil in Doorn.
Hier eine Auswahl Gold- und Silbermünzen aus der im November 1918 untergegangenen Epoche des Deutschen Kaiserreiches:
100 Jahre Beendigung des Ersten Weltkrieges
Die „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ – so wird der I. Weltkrieg wegen seiner weitreichenden Folgen oft genannt. Am Ende kämpften 40 Länder in diesem Krieg, drei Viertel der Weltbevölkerung befanden im Kriegszustand.
Mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 wurde der I. Weltkrieg beendet. Er hatte fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete unter den Soldaten gefordert. Die Anzahl der zivilen Opfer wird auf weitere sieben Millionen geschätzt.
100 Jahre Republik Österreich
Die Monarchie war im Zuge des Ersten Weltkrieges (wie im Deutschen Reich) im Herbst 1918 zusammengebrochen. Am 21. Oktober 1918 hatten sich die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten im Sitzungssaal des Niederösterreichischen Landhauses als „provisorische Nationalversammlung des selbständigen deutschösterreichischen Staates” konstituiert. Österreichs Kaiser Karl I. wurde am 11. November 1918 in einer Erklärung verpflichtet, „auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ zu verzichten. Formell abgedankt hat Österreichs Kaiser nie.
Am 12. November 1918 um 15 Uhr wurde von der Provisorischen Nationalversammlung Österreichs von der Rampe vor dem Parlament aus die Republik ausgerufen. Erster Staatskanzler der I. Republik war Karl Renner.
Österreich erinnert an den 100. Jahrestag der Gründung der Republik mit einer 2 Euro-Gedenkmünze 2018.
100. Geburtstag Helmut Schmidt
Mit einer 2 Euro-Gedenkmünze ehrt die Bundesrepublik Deutschland den großen Staatsmann und Altkanzler Helmut Schmidt (*23. Dezember 1918, †10. November 2015).
Der SPD-Politiker Helmut Schmidt war von 1974 bis 1982 der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Am 1. Oktober 1982 wurde durch ein konstruktives Misstrauensvotum Helmut Kohl in das Amt des Bundeskanzlers gewählt und trat die Nachfolge Schmidts an.
Doch auch nach Ende seiner politischen Karriere blieb Schmidt im Licht der Öffentlichkeit und machte sich als Publizist einen Namen, dessen Meinungen zum Weltgeschehen im öffentlichen Diskurs großes Gewicht hatte. Der im In- und Ausland geschätzte Privatmann Schmidt hat die Bundesrepublik mit seinem Sachverstand und seiner unnachahmlichen Art (was ihn zu einem gern gesehenen Gast im Fernsehen machte) begleitet – immer mit einer für ihn typischen Zigarette in der Hand.