In den letzten Jahren wurden enorm wertvolle Euro-Münzen verausgabt, die mit wundervollen Kunstmotiven glänzen: Die Euro-Goldmünzen des Vatikan zum Beispiel, Raritäten mit sensationell hohen Sammlerwerten, deren Motive auf die unschätzbar wertvollen Kunstwerke zurückgehen, die in den Museen des Vatikan zu bewundern sind. Die spanischen 400 Euro-Goldmünzen, welche die größten spanischen Maler und die Schätze spanischer Museen ehrten. Oder Österreichs Gold-Münzen aus der Serie „Klimt und die Frauen“.
Was fasziniert uns an diesen Münzen? Ihre Schönheit – die Harmonie von wundervollen Motiven und höchster Kunstfertigkeit auf kleinstem Raum. Ihre Geschichte – der Reiz spannender historischer Hintergründe. Ihr Wert, der sich aus den verwendeten edlen Metallen, der Seltenheit der Münzen bei gleichzeitig hoher Nachfrage ergeben kann.
Im Folgenden sei eine kleine Auswahl faszinierender Exemplare des Sammelgebietes „Kunstmünzen“ vorgestellt.
Schönheit, Geschichte und Wert – das Sammelgebiet „Münzen mit Kunstmotiven“
Spanien 400 Euro Gold 2016 „Hieronymus Bosch“
2016 war das 500. Todesjahr von Hieronymus Bosch (*um 1450, gestorben im August 1516), dessen rätselhafte Gemälde bis heute die Menschen in ihren Bann schlagen. Bis zum 11. September war im Madrider Prado die große Retrospektive zu Bosch (span. „El Bosco“) zu bewundern. Ein Highlight der von Hunderttausenden Bewunderern besuchten Ausstellung war der Triptychon „Der Heuwagen“, von dem zwei Versionen existieren: ein Exemplar befindet sich in El Escorial. Das andere eben dort im Madrider Prado.
„Der Heuwagen“ ist das Motiv der kostbaren und seltenen 400 Euro-Goldmünze, die Spanien 2016 ausgegeben hat. Die Wertseite der kostbaren Münze zeigt ein Detail der „Versuchung des Heiligen Antonius“, ein weiteres faszinierendes Werk des Genies.
BRD 20 Euro 2016 „125. Geburtstag Otto Dix“
Otto Dix (*2. Dezember 1891, †25. Juli 1969) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Malern des 20. Jahrhunderts.
Zu Ehren des in der Nähe von Gera geborenen Künstlers nennt sich Gera Otto-Dix-Stadt und verleiht seit 1992 den Otto-Dix-Preis.
Sein Atelier- und Wohnhaus in Hemmenhofen auf der Halbinsel Höri am Bodensee, in Dix von 1936 bis 1969 lebte, ist heute ein Museum.
San Marino 2 Euro-Gedenkmünze 2016 „550. Todestag Donatello“
(zum gleichen Anlass brachte auch Italien eine 2 Euro-Gedenkmünze 2016 heraus)
Donatello (*um 1386 in Florenz; † am 13. Dezember 1466 in Florenz) gilt als der bedeutendste Bildhauer der italienischen Frührenaissance, er wirkte vor allem in seiner Geburtsstadt Florenz und in Padua. Viele seiner Arbeiten schuf er im Auftrag des Mäzen Cosimo de’ Medici, genannt „der Alte“ (*1389, † 1464).
Berühmte Arbeiten von Donatello sind die Bronzeplastik „Judith und und Holofernes“, ursprünglich für einen Brunnen im Garten des Palazzo Medici in Florenz geschaffen, die eindrucksvolle „Büßende Maria Magdalena“, die Donatella mit bis dato unbekanntem Realismus aus dem Stamm einer Silber-Pappel fertigte, und vor allem sein „David“ (dessen Kopf auch auf der Münze abgebildet ist). Donatellos jugendlicher David aus Bronze ist die erste Plastik seit der Antike, in der ein nackter männlicher Körper lebensgroß und in Vollansicht geschaffen wurde. Der bedeutendste italienische Filmpreis („Premio David di Donatello“) ist nach der Skulptur benannt, die je Ausgezeichneten erhalten eine verkleinerte Ausgabe des „David“.
Österreich 5 Euro 2016 „Dürers Feldhase“
Albrecht Dürer (*21. Mai 1471, †6. April 1528), Maler, Kupferstecher, Zeichner und Kunsttheoretiker, war der größte deutsche Künstler zur Zeit der Reformation. Wie den Holzschnitt, so perfektionierte und revolutionierte Dürer auch die Techniken des Kupferstichs. Durch Blätter wie „Ritter, Tod und Teufel“ und „Melencolia I“ wurde er in ganz Europa bekannt. Der schon zu Lebzeiten berühmte und wohlhabende Dürer schuf ein ungeheuer großes Werk.
Der große Künstler wurde bereits viele Male numismatisch geehrt. Jüngstes Beispiel: Österreichs 5 Euro-Münze 2016 „Feldhase“ (Österreich 5 Euro 2016, Normalprägung Kupfer, 8,90g, Ø 28,50mm, Auflage: 200.000, hgh (handgehoben) im Blister, 10g, Ø 28,50mm, Auflage: 50.000). Das Aquarell „Feldhase“ stammt aus dem Jahr 1502, ausgestellt wird das 25,1 × 22,6cm große Kunstwerk im Wiener Kunstmuseum „Albertina“.
Spanien 50 Euro 2013 „Velázquez“
Diego Velázquez (getauft 6. Juni 1599, †6. August 1660) ist einer der berühmtesten und einflussreichsten Maler der Welt. Seine Gemälde beeinflussten noch Hunderte Jahre später andere Künstler, unter anderem Impressionisten wie Édouard Manet, Genies wie Salvador Dalí und Pablo Picasso (1957 malte Picasso 58 Variationen von Velázquez’ Gemälde „Las Melinas“).
Weltberühmt ist Velázquez seine Portraits, die er als Maler am Hofe des spanischen Königs Philipp IV. schuf, wobei das berühmteste, und bis heute meist interpretierte Gemälde „Las Melinas“ (Die Hoffräulein) ist.
Österreich 50 Euro 2012 „Gustav Klimt & Adele Bloch-Bauer I“
Gustav Klimt (*4. Juli 1862, † 6. Februar 1918 in Wien, 9. Bezirk) ist einer der herausragendsten Vertreter des Wiener Jugendstils. Die österreichische Münzprägestätte in Wien ehrte den berühmten und wegen seiner ornamentalen, erotischen Bildkunst bekannten Künstler mit einer kostbaren Gold-Serie unter dem Titel „Klimt und die Frauen“. Ein Highlight der Serie ist der „Goldenen Adele“ gewidmet.
Die Geschichte des Bildes „Adele Bloch-Bauer I“, genannt die „Goldene Adele“, ist ein Stoff für kontroverse Betrachtungen und für spannende Spielfilme (jüngst kam „Die Frau in Gold“ ins Kino, Helen Mirren brilliert in der Rolle der Erbin des Bildes).
Ohne Zweifel ist es eines der faszinierendsten Werke von Gustav Klimt (*1862, †1918) und des österreichischen Jugendstils.
Am 19. Juni 2006 wurde in der Presse publik, dass das Werk für 135 Millionen US-Dollar an einen amerikanischen Unternehmer verkauft wurde. Seitdem kann es in der Neuen Galerie in Manhattan, einem Museum, das vor allem deutsche und österreichische Kunst des frühen 20. Jahrhunderts zeigt, bewundert werden.
Fiji 1 Dollar 2012 „Nofretete“
Die über 3.300 Jahre alte bunte Büste der Nofretete ist eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt und kann im Ägyptischen Museum in Berlin bewundert werden. Sie wurde 1912 vom deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in Ägypten in der Wüste von Amarna entdeckt.
Der Wert der Büste wird von einer Versicherung auf 390 Millionen Dollar geschätzt. Nofretete (in anderen Sprachen meist Nefertiti genannt) war die Hauptgemahlin des Pharao Echnaton (geboren als Amenhotep IV., Vater von Tutanchamun) und lebte im 14. Jahrhundert vor Christus.
Andorra 100 Diners 2011 „Raffaels Sixtinische Madonna“
Unweit der monumentalen Baustelle des Petersdoms, der seit der Grundsteinlegung 1506 im
Herzen des Kirchenstaates stetig gen Himmel wuchs, entstanden in der Werkstatt des Renaissance-Genies Raffael einige der heute berühmtesten Kunstwerke der Welt, Gemälde von atemberaubender Lichtfülle und von unschätzbarem Wert, darunter die „Sixtinische Madonna“, zu deren Füßen Ra¬ffael die berühmtesten Engel der Welt malte.
Raffael (1483-1520) war bereits zu seinen Lebzeiten hochgeehrt. Das im frühen Alter von nur 37 Jahren verstorbene Genie galt weit ins 19. Jahrhundert hinein als der größte Maler aller Zeiten. Im Au rag von Julius II. schuf Ra¬ffael in den Jahren 1512/1513 sein berühmtestes Bild, die Sixtinische Madonna. Benannt ist das Gemälde nach der Klosterkirche San Sisto, für deren Hochaltar Raffael die Madonna malte. Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb der Kurfürst von Sachsen August III. die Madonna für seine Sammlung in Dresden. Noch heute ist die Sixtinische Madonna in der Gemäldegalerie Alte Meister im Dresdner Zwinger zu bewundern.
Spanien 400 Euro Gold 2011 „El Greco“
Die vierte Ausgabe der spanischen Münz-Serie „Die größten spanischen Maler“ ehrt El Greco („der Grieche“, eigentlich eigentlich Domínikos Theotokópoulos, *um 1541 auf Kreta, †7. April 1614 in Toledo). Der Maler, Bildhauer und Architekt gilt als einer der größten Künstler der spanischen Renaissance.
Großen Einfluss übten die Kunstwerke El Grecos in ihrer Expressivität und Farbgestaltung z.B. auf Eugène Delacroix, Édouard Manet und Paul Cézanne aus. Pablo Picasso ehrt ihn mit seinem berühmten Gemälde „Portrait eines Malers nach El Greco“.
Ab dem Jahr 1577 wirkte El Greco in Spanien, zeitweilig als Hofmaler Philipp II., faszinierende Arbeiten entstanden im Auftrag des spanischen Hochadels. Auf der wertvollen 400 Euro-Goldmünze sind zwei berühmte Gemälde von El Greco abgebildet: das Portrait eines „älteren Edelmannes“, ein Detail aus dem Altargemälde „Martyrium des heiligen Mauritius und der thebaischen Legion“.
San Marino 2 Euro-Gedenkmünze 2010 „500. Todestag von Sandro Botticelli“
Sandro Botticelli (*1. März 1445, †17. Mai 1510) war ein berühmter italienischer Maler und Zeichner der frühen Renaissance. Zu seinen berühmtesten Gemälden zählen die „Geburt der Venus“ und „Der Frühling“.
Die Münze zeigt mit dem Antlitz einer Grazie ein Detail aus letzterem Gemälde, welches zu den bekanntesten und am häufigsten reproduzierten Werken der abendländischen Kunst gehört.
Die Deutung des allegorischen Bildes ist bis heute nicht endgültig geklärt und reizt seit der Entstehung des Bildes Ende des 15. Jahrhunderts immer wieder bedeutende Kunstexperten und Malerkollegen, im Gemälde „Der Frühling“ neue Bedeutungsschichten zu entdecken.
Vatikan 50 Euro-Goldmünze 2009 „Meisterwerke der Bildhauerkunst: Laokoon-Gruppe“
Die antike Laokoon-Gruppe, die in den Vatikanischen Museen ausgestellt wird, ist eine der beeindruckendsten Schöpfungen der Bildhauerkunst.
Erschaffen wurde die Marmorskulptur im antiken Griechenland von den drei Bildhauern Hagesandros, Polydoros und Athanadoros aus Rhodos (200 v. Chr.)*.
Schon der lateinische Schriftsteller Plinius der Ältere (1. Jh. n. Chr.) preist in seiner Naturalis Historia die Laokoon-Gruppe als eine Skulptur an „… die allen Werken sowohl der Malerei als auch der Bildhauerkunst vorgezogen werden muss“.
Wiederentdeckt wurde die Skulptur am 14. Januar 1506 in einem unterirdischen Gelass unter einem Weinberg am Hang des Esquilin in Rom. Die herbeigerufenen Kenner der Antike Architekt Giuliano da Sangallo (*um 1445, †1516) und der Maler und Bildhauer Michelangelo Buonarroti (*1475, †1564), Schöpfer u.a. des David und der Pietà, erkannten in dem Fund das von Plinius gepriesene Kunstwerk. Ein Werk, das die Kunstwelt von der Renaissance bis hin zur Klassik (Lessing, Goethe, Winkelmann) nachhaltig beeinflussen sollte.
Nachdem da Sangallo und Michelangelo die Echtheit und Bedeutung der Laokoon-Gruppe festgestellt hatte, wurde die Skulptur dem kunstsinnigen Renaissance-Papst Julius II. (*1443, †1513) übergeben, zu dessen persönlichen Besitztümern sie dann gehörte. Heute ist die Gruppe in den Vatikanischen Museen zu bewundern.
Vatikan 100 Euro 2008 „Die Erschaffung Adams“
Die „Erschaffung Adams“ ist mit seinen Ausmaßen von 280 x 570 cm der berühmteste Ausschnitt des Deckenfreskos der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, welches von Michelangelo (*6. März 1475, †18. Februar 1564) erschaffen wurde.
Michelangelo arbeitete von 1508 bis 1512 an der Bemalung der Decke. Auf insgesamt 520m² zeigt sein gigantisches Kunstwerk 115 überlebensgroße Charaktere und Szenen aus der Genesis.
Die Sixtinische Kapelle ist die große Kapelle des Apostolischen Palastes im Vatikan. In ihr findet bis heute das Konklave, die Papstwahl, statt. Der Name der Sixtinischen Kapelle geht auf Papst Sixtus IV. (1471-1484) zurück, der die Kapelle in den Jahren 1477-1483 erbauen ließ. Auftraggeber für Michelangelos Fresken war mit Papst Julius II. (1443-1513) jener Papst, der die Schweizer Garde nach Rom holte und den Bau des Petersdomes in Auftrag gab.
Griechenland 2 Euro-Gedenkmünze 2004
Griechenland gab die erste 2 Euro-Gedenkmünze überhaupt heraus, der Anlass: Olympische Sommerspiele 2004 in Athen. Zu sehen ist der Diskobolos (Diskuswerfer) des antiken Bildhauers Myron (5. Jahrhundert v. Christus), eine der berühmtesten griechischen Statuen überhaupt.
Bereits zu Anfangszeiten der neuzeitlichen Olympischen Spiele ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde Myrons Statue aus Bronze als Motiv für z.B. Plakate oder Briefmarken gewählt.