Kennen Sie das Daxophon, das Subharchord und die Strohgeige? Nein? Zugegebenermaßen sind alle diese Musikinstrumente mit „deutschen Wurzeln“ recht unbekannt. Wesentlich „prominentere“ Exemplare haben allerdings dafür gesorgt, dass Deutschland bis heute als das „Land der Instrumentenbauer“ gilt. Die Serie „Musikinstrumente“ würdigt dies mit der insgesamt fünfteiligen Ausgabe. Nach den Motiven „Kontrabass“ (2018) sowie „Hammerflügel“ (2019) ist mittlerweile das mit Spannung erwartete Motiv „Orchesterhorn“ erschienen. Die offizielle BRD 50 Euro-Goldmünze ist auf der Bildseite unglaublich detailreich verarbeitet: Die Technik des Orchesterhorns mit all ihren Schlaufen und Röhren wird ungeheuer plastisch dargestellt.
© BVA
Künstler:
Bildseite: Jordi Truxa,
Wertseite: Erich Ott
BRD 50 Euro 2020 „Orchesterhorn“, 999,9er Gold, 7,78 g, Ø 22 mm, Prägestätte A-J, im Etui mit Echtheitszertifikat, st.
Das Horn – Instrument mit langer Tradition
Als eines der frühesten Instrumente überhaupt wurde das Horn bereits in vorchristlicher Zeit aus Schneckenhörnern gefertigt. Im Mittelalter wurden Hörner u.a. aus Rinderhörnern gebaut. Das Blechblasinstrument in der heute bekannten Form hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Es wird aus Messing oder Goldmessing hergestellt und ist ein zentraler Bestandteil eines jeden Sinfonieorchesters. Es wird – im Gegensatz zu den anderen Blechblasinstrumenten – mit der linken Hand gespielt, mit der echten Hand wird es gehalten. Zwei bis acht Hörner kommen in einem Orchester regelmäßig zum Einsatz.
Großer deutscher Einfluss auf den Instrumentenbau
Um die Entwicklung des Orchesterhorns haben sich Hornisten und Mechaniker wie etwa Friedrich Blühmel, Heinrich Stölzel sowie Bartholomäus Geisig im 19. Jahrhundert verdient gemacht. Weitere bekannte deutsche Instrumentenbauer waren beispielsweise der sächsische Orgelbauer Gottfried Silbermann, der u.a. den Hammerflügel entwickelte, der Dresdner Musiker Carl Pittrich, der sich die Pedalpauke patentieren ließ – oder auch Theobald Boehm, der 1847 die moderne Querflöte entwickelte. Oskar Oehler verbesserte an der Klarinette mit einem speziellen Klappenmechanismus den Klang und die Intonation des Gabelgriffs der Töne b und f: Der bekannte „Oehler-Mechanismus“ erhielt dafür 1905 den Gebrauchsmusterschutz.
Auch zahlreiche ausländische Instrumente haben einen „deutschen Background“: Guillaume Triébert, der Erfinder der modernen französischen Oboe, stammt aus dem hessischen Laubach und wurde als Wilhelm Triebert geboren. Und der US-amerikanische Klavierbauer Henry E. Steinway wurde in Wolfshagen im Harz als Heinrich Engelhard Steinweg geboren.
Kuriose Instrumente – klingt ziemlich deutsch!
Es gibt viele seltsam anmutende, nahezu unbekannte Musikinstrumente, die von deutschen Musikern oder Instrumentenbauern entwickelt wurden. Drei besondere, bereits oben erwähnte Exemplare, stellen wir an dieser Stelle vor.
Der Gitarrist Hans Reichel (* 10. Mai 1949 in Hagen; † 22. November 2011 in Wuppertal) ist der Erfinder des Daxophons: ein auf einem dreibeinigen Stativ befestigtes Holzbrettchen, das mit einem Geigenbogen gestrichen wird und dessen schwingendes, freischwebendes Ende mit einem Holzkeil in der Tonhöhe verändert werden kann. Dieses Ende ist mit einem Resonanzkörper verbunden, an das auch Kontaktmikrophone angeschlossen werden können. Das Daxophon verfügt über ein unglaubliches Klangspektrum.
Johannes Mathias Augustus Stroh (* 1828 in Frankfurt am Main, † 1914 in London) entwickelte 1899 in London die Strohgeige (auch als „Phonofiedel“ bekannt). Sie ist eine Form der Violine ohne Resonanzkörper. Die Saiten werden mit einem Bogen angestrichen, die Schwingung wird am Steg direkt über einen Hebel auf eine Membran übertragen und durch einen Metalltrichter verstärkt. Bis heute hat sich die Strohgeige bewährt: Der bekannte Musiker Tom Waits setzt bei seinen Songs regelmäßig auf dieses außergewöhnliche Instrument.
Zusammen mit seinem ostdeutschen Labor- Team entwickelte Ernst Schreiber von 1959 bis 1968 einen völlig neuartigen elektronischen Klang- und Geräuscherzeuger zum Einsatz in Rundfunk-, Film- und Fernsehstudios: Mit dem Subharchord konnten subharmonische Klangstrukturen erzeugt werden. Das „Aus“ für diese „weiterentwickelte Orgel“ kam allerdings bereits 1970 – es wurde aus „musikpolitischen Gründen“ in der DDR eingestellt.
Haben wir Sie bereits auf das „Orchesterhorn“ neugierig gemacht? Dann sichern Sie sich jetzt die dritte Ausgabe der insgesamt fünfteiligen Münzserie „Musikinstrumente“. Abgerundet wird die Serie mit den Münzmotiven „Pauke“ und „Konzertgitarre“ in den kommenden beiden Jahren.