„Am 14. September 1946 wurde im Wiener Künstlerhaus die antifaschistische Ausstellung „Niemals vergessen“ eröffnet. Von der sowjetischen Besatzungsmacht angeregt, gab die Gemeinde Wien mit Zustimmung der SPÖ, ÖVP und KPÖ die Schau in Auftrag: Als Teil einer politischen Aufklärung sollten der breiten Öffentlichkeit die Verbrechen der nationalsozialistischen Herrschaft gezeigt werden. Der bekannte Graphiker Victor Th. Slama übernahm die Organisation. Insgesamt besuchten 840.000 Menschen die Ausstellung.“ (Quelle: Österreichische Nationalbibliothek)
Zuschlagsmarkenserie zur Antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“
Als Anfang September 1946 eine neue Zuschlagsmarkenserie zur Antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“ in der Staatsdruckerei Wien gedruckt wurde, ahnte noch niemand den großen Eklat, der nur wenige Wochen später für Spannungen zwischen den Besatzungsmächten und den zuständigen Postbeamten sorgen und den Philatelisten zwei Phila-Raritäten erster Güte bescheren sollte.
Eindringliche Motive, die provozieren und für einen Eklat sorgten
8 Werte standen auf dem Ausgabeprogramm: 5+3 Groschen (SS-Blitze über Österreich), 6+4 Groschen (Besen kehrt Hakenkreuz über Österreich weg), 8 + 6 Groschen (Stephansdom in Flammen), 12 + 12 Groschen (Totenkopf mit Hitler-Maske), 30+30 (Faust erwürgt Hakenkreuz-Schlange), 42+42 (Hammer zerschlägt Säule mit Hakenkreuz), 1+1 Schilling (Schwurhand mit gesprengter Fessel), 2+2 Schilling (aus Flammen aufsteigender Bundesadler).
Zwei Werte der Briefmarken-Serie verboten – Maske / Blitz
Während bereits die Planung der Belieferung der Postämter lief, stoppten die Besatzungsmächte alle Vorgänge. Zwei Werten der Serie wurde der Verkauf untersagt: dem Wert 5+3 Groschen (SS-Blitz über Österreich) und dem Wert 12+12 Groschen (Totenkopf mit Hitler-Maske). Es wurde sogar die sofortige Vernichtung aller Exemplare befohlen! Schnell mussten diese beiden Marken durch zwei Ersatzentwürfe ausgetauscht werden „Dolch durchbohrt Österreich“ und „Hand hinter Stacheldraht“. Mit ungeheurer Kraftanstrengung und in letzter Minute wurde die Serie vervollständigt.
Die Unverausgabten – Briefmarkenraritäten der Nachkriegsphilatelie
Wie dann trotzdem wenige Bogen der zur Vernichtung befohlenen Ausgabe entgingen, bleibt bis heute nebulös. Die wenigen erhaltenen Marken der zwei verbotenen Werte Österreich Mi.Nr. VI/VII postfrisch Totenkopf mit Hitler-Maske / SS-Blitz über Österreich jedoch zählen heute zu den Top-Raritäten der österreichischen Nachkriegsphilatelie.
Als „Unverausgabte“ werden sie in den Katalogen nach der normalen Ausgabe aufgeführt. Allerdings mit einem gewaltigen Wert- und Preisunterschied. Während die normalen postfrischen Ersatz-Ausgaben mit durchschnittlich 30 Cent im Katalog geführt werden, veranschlagt man für die Unverausgabten € 2.600,-und mehr!
Material zur Ausstellung:
Aus der Rathauskorrespondenz Wien, September 1946:
Heute fand in den Räumen des Künstlerhauses die Eröffnung der antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“ statt. In Anwesenheit zahlreicher Festgäste, unter ihnen die Vertreter der auswärtigen Mächte, die Stadtkommandanten, Mitglieder der Bundesregierung u.a. hielt StR. Matejka seine Festansprache und führte u.a. folgendes aus: „Überlebende des Faschismus! Gegner des Faschismus! Antifaschistische Kämpfer! So spreche ich Sie heute an. In diesem Geiste haben wir uns hier versammelt …“
„… wir haben uns an die Künstler, die tiefer in die Menschenseele hineinsehen, gewendet um die grauenhafte Geschichte zu verdichten und zu gestalten. Ich bin aber überzeugt, dass, wenn wir zu den Dingen noch mehr Abstand gewonnen haben, ein noch klareres Bild und ein schrecklicher Abglanz der Hölle entstehen wird.“ (Mehr lesen…)