Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles im Namen der deutschen Fürsten zum Deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich als Nationalstaat gegründet. Mit der Gründung des Deutschen Reiches wurde erstmals ein wirklich einheitliches und in allen dem Reich angehörenden Bundesstaaten gültiges Währungssystem geschaffen.
Die Mark – die einheitliche Währung im Deutschen Kaiserreich
Die neue Währung „Mark“ löste die unterschiedlichen deutschen Taler- und Guldensysteme ab, die sich während des 19. Jahrhunderts zwar zunehmend angeglichen hatten, aber immer noch weit von einer Einheit entfernt gewesen waren. Die offizielle Bezeichnung der neuen deutschen Währung lautete „Mark“, die Bezeichnung „Reichsmark“ kommt offiziell erst 1924 auf. Allerdings ist schon in der Kaiserzeit in offiziellen Dokumenten mancherorts von „Reichsmark“ die Rede, und im umgangssprachlichen Gebrauch dürfte die Bezeichnung „Reichsmark“ durchaus geläufig gewesen sein. Heutzutage wird gerade von Sammlern die Mark des Deutschen Reiches allgemein sehr oft als „Reichsmark“ bezeichnet, vor allem um den Unterschied zur „DM“ bzw. „Ostmark“ zu verdeutlichen.
Die Reichsmark war eine auf Goldreserven gestützte Währung. Ein Drittel der sich im Umlauf befindlichen Banknoten mussten durch Umlaufmünzen in Gold und Silber oder durch Goldbarren gedeckt sein. Das Ergebnis war eine bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges äußerst stabile Währung.
Das Münzsystem des Kaiserreiches gliedert sich grob in drei Teile: Die Kleinmünzen von 1 Pfennig bis 1 Mark, die großen Silbermünzen von 2 Mark bis 5 Mark, und die Goldmünzen von 5 Mark bis 20 Mark (vgl. hier zum Thema „Kleiner Adler / Großer Adler“).
Die Kleinmünzen
Das Geld des Alltages und des „Kleinen Mannes“ waren die Kleinmünzen (Kursmünzen, Umlaufmünzen). Sie waren vollständig einheitlich gestaltet und trugen bis auf das Prägestättenzeichen keinen Hinweis auf den ausgebenden Bundesstaat. Die Praxis der kleinen Buchstaben zur Kennzeichnung der jeweiligen Prägestätte hat sich bis in unsere Tage erhalten, ebenso die Ordnung der Buchstaben (A = Berlin usw.). Es wurden Nominale zu 1 Pfennig, 2 Pfennig, 5 Pfennig, 10 Pfennig, 20 Pfennig, 25 Pfennig, 50 Pfennig bzw. ½ Mark und 1 Mark ausgegeben. Die erste Serie der 20 Pfennig-Stücke war noch aus Silber, später wurden nur noch die ½ Mark-Münzen und 1 Mark-Stücke in Silber ausgeprägt. Die während des Ersten Weltkrieges ausgegebenen Ersatzmünzen aus minderwertigen Metallen wurden unverändert bis 1922 geprägt.
Die Silbermünzen
Die Münzwerte zu 2 Mark, 3 Mark und 5 Mark waren aus Silber und trugen auf der Vorderseite das Bild des regierenden Landesfürsten bzw. das Wappen der ausgebenden Freien Stadt. Seit 1900 durften auch Gedenkmünzen mit freier gestalteten Münzbildern geprägt werden. Vorher gab es bisweilen „heimliche“ Gedenkmünzen, die in einem besonderen Jubiläumsjahr ausgegeben wurden, aber keinen ausdrücklichen Hinweis auf das Ereignis tragen.
Technische Spezifikationen der Groß-Silbermünzen des Deutschen Kaiserreiches:
2 Mark, 900er Silber, 11,111g, Ø 28mm
3 Mark, 900er Silber, 16,667g, Ø 33mm
5 Mark, 900er Silber, 27,778g, Ø 38mm
Die Goldmünzen
Die größten Münzwerte des Kaiserreiches zu 10 Mark und 20 Mark wurden in Gold ausgeprägt. Das goldene 5 Mark-Stück blieb eine kurze Episode, wegen der geringen Größe war die Münze sehr unbeliebt und wurde bald eingezogen. Die 10 Mark-Münze wurde offiziell als „Krone“ betitelt, das 20 Mark-Stück dementsprechend als „Doppelkrone“. Diese Bezeichnungen haben sich jedoch im Volksmund kaum durchsetzten können, geläufiger ist bis heute die Bezeichnung „Goldmark“. Im legendären Juliusturm der Festung Spandau wurde der Reichskriegsschatz aufbewahrt, eine strategische Goldreserve bestehend aus 100 Millionen Mark in Doppelkronen und 20 Millionen Mark in Kronen. Heute vorkommende Goldmünzen der Berliner Prägestätte in unzirkulierter Erhaltung sind oft aus den ehemaligen Beständen des Juliusturmes.
Technische Spezifikationen der Goldmünzen des Deutschen Kaiserreiches:
5 Mark, 900er Gold, 1,991g, Ø 17mm
10 Mark, 900er Gold, 3,982g, Ø 19,5mm
20 Mark, 900er Gold, 7,965g, Ø 22,5mm
Seltenheit und Bewertungen
Die heute noch vorhandene Anzahl der Münzen des Kaiserreiches beträgt nur noch Bruchteile der ursprünglichen Auflagen. Von den 10 und 20 Goldmark z.B. sind schätzungsweise heute kaum mehr als 40-50% noch vorhanden. Vergleicht man die Auflagenhöhen (und berücksichtigt man den Verlust an Münzen über die Jahrzehnte) mit den teils erstaunlich hohen Sammlerwerten für moderne Euro-Ausgaben wird deutlich, welch enormes Wertpotential die Münzen des Kaiserreiches für den Sammler besitzen. Mit dem Wachsen der Sammlergemeinde seit der Einführung des Euro ist auch in diesem traditionell sehr beliebten Sammelgebiet eine Zunahme der Nachfrage – und der Sammlerwerte – zu beobachten, die sich in Zukunft wohl noch verstärken wird.
Literatur
- Das Deutsche Kaiserreich. Die Münzen von 1871 – 1918, Thomas Schantl Verlag, Konstanz 2005 (ISBN 9783932769344), 448 farbige Seiten, Hintergrundinformationen, mit Bewertungen.
- Kurt Jaeger, „Die deutschen Münzen seit 1871 mit Prägezahlen und Bewertungen“, 24. Auflage, Regenstauf 2015 (Standardwerk, Identifikation deutscher Münzen dieses Zeitraums erfolgt über die Nennung der Jaeger-Nummer).