Otto von Bismarck (*1. April 1815, †30. Juli 1898) ging als „eiserner Kanzler“ in die Geschichte ein, dies vor allem wegen der von ihm – durchaus mit dem Mittel des Krieges – vorangetriebenen Bildung eines deutschen Nationalstaates unter preußischer Vorherrschaft.
Von 1862 bis 1890 – mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1873 – war Bismarck Ministerpräsident von Preußen, von 1867 bis 1871 zugleich Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes. Nach der Gründung des Deutschen Reiches, an der er maßgeblich beteiligt war, war Otto von Bismarck von 1871 bis 1890 erster Reichskanzler des Deutschen Reiches.
Seine Bedeutung für die deutsche Geschichte unterstreicht die Gedenkmünze, die von der Bundesrepublik zu Bismarcks 200. Geburtstag ausgegeben wurde, es handelt sich hier um eine der letzten BRD 10 Euro-Gedenkmünzen, die geprägt wurden (ab dem Prägejahr 2016 wurde das Nominal 10 Euro durch 20 Euro in Silber ersetzt):
Zu Bismarck
(Auszug aus: Das Deutsche Kaiserreich. Die Münzen von 1871-1918, 447 Seiten, Thomas Schantl Verlag Konstanz, 1. Auflage 2005 (ISBN 3932769341), S. 20ff.)
„Die ersten zwei Jahrzehnte nach Gründung des Deutschen Reiches wurden vor allem von einer Person geprägt: Otto von Bismarck – der eiserne Kanzler unter drei Kaisern. Kaiser Wilhelm I. (*22. März 1797, †9. März 1888) ließ seinem Reichskanzler freie Hand, die Politik des Deutschen Reiches zu gestalten. Er selbst kümmerte sich um repräsentative Aufgaben, förderte besonders die Integration der einzelnen deutschen Staaten im Reich und festigte so die Monarchie (http://www.primus-muenzen.com/Preussen-2-Mark-Silber-1876-1884-Wilhelm-I-.htm?websale8=service-center.01-aa&pi=19726015&ci=000105&utm_medium=suche)
Außenpolitisch verfolgte Bismarck eine Politik des Gleichgewichts der Großmächte. Durch den Aufstieg zur stärksten Großmacht auf dem Kontinent weckte Deutschland die Ängste seiner Nachbarn. Voraussetzung für Bismarcks erfolgreiche Außenpolitik war der Verzicht auf weitere Ausdehnung der deutschen Grenzen. So konnte er durch eine geschickte Bündnispolitik das europäische Mächtegleichgewicht erhalten, einer Isolierung Deutschlands vorbeugen und Kriege der Nachbarn gegen das Deutsche Reich, aber auch gegeneinander verhindern.
Bismarcks Innenpolitik war vor allem geprägt durch seinen, letztlich erfolglosen Kampf gegen die von ihm sogenannten „Reichsfeinde“: die Katholiken und die Sozialisten (welche für ihn „vaterlandslose Gesellen“ waren). Im Rahmen des Kulturkampfes von 1871 bis 1886 verbündete sich Bismarck mit den Liberalen gegen die katholische Kirche und die katholische Zentrumspartei, da er fürchtete, diese seien dem Papst mehr zugetan als dem Deutschen Kaiser. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden Rechte und Machtstellung der Kirche durch Reichs- und preußische Landesgesetze beschnitten.
Wenngleich einige Maßnahmen nach Beendigung des Kulturkampfs wieder zurückgenommen wurden, blieb zum Beispiel die Einführung der Zivilehe und die staatliche Aufsicht über das Schulwesen erhalten.
Die nächsten Gegner Bismarcks stellten die Sozialisten dar. Bismarck benutzte die am 11. Mai 1878 von Max Hödel und am 2. Juni 1878 von Dr. Karl Eduard Nobiling auf Kaiser Wilhelm I. verübten Attentate, um durch den Reichstag das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie (Sozialistengesetz) beschließen zu lassen: Er ließ wahrheitswidrig verbreiten, Nobiling, der den Kaiser mit einer Schrotladung schwer verletzt hatte, sei Sozialdemokrat gewesen. Parallel dazu reformierte Bismarck die Sozialgesetzgebung, um die Arbeiterschaft zu beruhigen und revolutionären Bewegungen zuvor zu kommen. Er führte 1883 die Krankenversicherung für Arbeiter und ab 1884 die Unfallversicherung ein. Am 24. Mai 1889 verabschiedete der Reichstag des Deutschen Reiches schließlich die von ihm initiierte Alters- und Invaliditätsversicherung. Damit schuf er eines der fortschrittlichsten Sozialsysteme der damaligen Zeit. Dennoch konnte er die Verbreitung sozialistischer Ideen nicht verhindern.
1888 war das sogenannte Dreikaiserjahr: Am 9. März 1888, 13 Tage vor seinem 91. Geburtstag und im 28. Jahr seiner Regentschaft, starb Wilhelm I., sein Sohn wurde als Friedrich III. Kaiser des Deutschen Reiches. Der liberal gesinnte Friedrich III. (*18. Oktober 1831, †15. Juni 1888) war zum Zeitpunkt des Regierungsantritts bereits todkrank, er hatte Kehlkopfkrebs und konnte somit nicht sprechen. Aufgrund seiner kurzen Amtszeit wird er auch als der 99-Tage-Kaiser bezeichnet, er starb am 15. Juni 1888. Seine Witwe nahm aus Trauer den Namen „Kaiserin Friedrich“ an. Im Alter von nur 29 Jahren wurde Wilhelm II. (*27. Januar 1859, †4. Juni 1941) Deutscher Kaiser und König von Preußen.
Aufgrund innenpolitischer Differenzen trennte sich Wilhelm II. bereits 1890 von Bismarck. Der Kaiser war strikt gegen den Kulturkampf. Bismarck wollte das Sozialistengesetz verschärfen, Wilhelm II. wollte es abschaffen. Vor allem aber wollte sich Wilhelm II. von der starken Persönlichkeit Bismarck befreien.“ Am 18. März 1890 reichte Bismarck beim Kaiser sein Entlassungsgesuch ein, zwei Tage später wurde der Rücktritt vollzogen.