Historische Münzen gehören zu den interessantesten und werthaltigsten Sammelobjekten. Seit Generationen lassen sich Menschen jeden Alters vom Wertpotential der Raritäten und der Geschichte hinter den Original-Münzen faszinieren. Besonders begehrt – und nicht nur hierzulande – sind deutsche Münzraritäten. Wir möchten Ihnen im Laufe der Zeit gerne wertvollste deutsche Münzen vorstellen.
Deutsches Kaiserreich
Freie und Hansestadt Hamburg
20 Mark Goldmünze 1908, J. 212
Die Freie und Hansestadt Hamburg wurde im Jahr 1871 ein Bundesstaat des neugegründeten Deutschen Reiches und sicherte sich damit das Recht, weiterhin eigene Münzen zu prägen.
Da jeder Bundesstaat nur ein – an seiner Einwohnerzahl gemessenes – Münzkontingent verausgaben durfte, sind die Emissionen der deutschen Stadtstaaten (die Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen) sehr selten.
Hamburg prägte in der Ära des Deutschen Kaiserreiches 5 verschiedene Silbermünzen-Typen: 2 Mark 1876-1888, 5 Mark 1875-1888 (beide vom Typus „Kleiner Adler, großer Brustschild“), 2 Mark 1892-1914, 3 Mark 1908-1914 und 5 Mark 1891-1913 (alle Typus „Großer Adler, kleiner Brustschild“).
Goldmark prägte Hamburg in dieser Epoche 7 verschiedene Typen: 10 Mark 1873 (mit Katalogwerten* bis zu 6.500 Euro), 10 Mark 1874 (bis zu 5.500 Euro‘), 5 Mark 1877, 10 Mark 1875-1888 (je „Kleiner Adler, großer Brustschild“). Dann 20 Mark 1875-1889 , 10 Mark 1890-1913, 20 Mark 1893-1913 (alle Typus „Großer Adler, kleiner Brustschild“).
Alle Münzen Hamburg in der Kaiserzeit zeigen auf der Wertseite den Reichsadler mit Brustschild unter der Umschrift „Deutsches Reich“ und auf der Rückseite das Hamburger Stadtwappen (mit den Löwen, wie sie heute auf dem großen Landeswappen zu sehen sind).
Unter den letzten 20 Mark Goldmünzen Hamburg, geprägt 1893-1913, Katalognummer Jaeger 212, findet sich eine der größten deutschen Münzraritäten:
Hamburg 20 Mark 1908, J. 212
Lediglich 14 Exemplare existieren von dieser Goldmünze. Denn dieser Jahrgang wurde ausschließlich zu Versuchszwecken des Reichsbank-Direktoriums geprägt.
„LP“ (Liebhaberpreis), dies verzeichnet der Jaeger-Katalog zum Marktwert der Hamburg 20 Mark 1908 J. 212, und weist sie damit als eine der wertvollsten Kaiserreichs-Münzen aus.
2011 wurde ein Exemplar der Münze für 125.000 Euro aufgerufen (Link zum pdf des Auktionskataloges auf der Homepage des Auktionshauses Künker, zur Homepage von Künker geht es hier…) . Es handelte sich bei der Münze um das einzige im Handel befindliche Exemplar.
*Kurt Jaeger, „Die deutschen Münzen seit 1871 mit Prägezahlen und Bewertungen“. Aktuelle Ausgabe: 24. Auflage, Bearbeiter: Michael Kurt Sonntag, Gietl Verlag, Regenstauf 2015.
Historisches – kurze Stadtgeschichte Hamburgs:
Nach der Eroberung des Gebietes von den Sachsen ließ 810 n. Chr. Frankenkönig Karl der Große zwischen den Flüssen Bille und Alster eine Taufkirche errichten, um die Christianisierung des heidnischen Nordens voranzutreiben. Zur Sicherung der Kirche und der Bewohner wurde auf den Ruinen des sächsischen Dorfes Hamm eine Fluchtburg erbaut, die so genannte Hammaburg. 831 begründete der römisch-deutsche Kaiser Ludwig der Fromme in der Hammaburg ein Bistum, das 832 durch Papst Gregor IV. zu einem Erzbistum erhoben wurde.
Von Kaiser Friedrich Barbarossa erhielt Hamburg 1189 das Privileg, Zoll auf der Elbe zu erheben und wurde dann Freie Reichsstadt. Im Mittelalter spielte Hamburg eine wichtige Rolle in der Hanse. Von einer hamburgischen Flotte wurde im Jahr 1401 der legendäre Pirat Klaus Störtebeker vor Helgoland gestellt und nach einer erbitterten Seeschlacht gefangen genommen. Störtebeker wurde im gleichen Jahr mit 71 Kameraden auf dem Grasbrook bei Hamburg geköpft. Die Köpfe wurden zur Abschreckung an der Elbe aufgespießt.
Auf 1410 datiert die erste Verfassung Hamburgs. 1615 bekam Hamburg die erste Reichspost. 1644 wurde Hamburg zusammen mit dem damals dänischen Altona zum Zentrum des deutschen Walfangs. Im Jahre 1673 wurde die erste öffentliche Straßenbeleuchtung mit 400 Tranlampen errichtet. Zwischen 1806 und 1814 stand Hamburg unter französischer Besetzung. Am 5. Mai 1842, in der Nacht zum Himmelfahrtstag, brach in einer Zigarrenmacherei Feuer aus – mit verheerenden Folgen. Der Brand griff schnell auf die umliegenden Häuser über. Um das Feuer nicht noch weiter anzuheizen, wurden aus einem Warenlager 350 Fässer hochprozentiger Alkohol in den Fleet geschüttet. Leider hatte man nicht bedacht, dass gerade Ebbe war, so dass der Alkohol nicht abfloss, und dass die Feuerwehr ihr Spritzwasser aus dem Fleet pumpte. Und so geschah es, dass die Feuerwehr stundenlang statt Wasser Hochprozentiges ins Feuer spritzte. Zudem kam ein heftiger Wind aus Südwest auf, der das Feuer Richtung Stadtmitte trieb. Beim Großen Brand vom 5. bis zum 8. Mai 1842 wurde ein Drittel der Stadt zerstört. Hamburg wurde modern neu aufgebaut.
1866 trat Hamburg dem Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 ein souveräner Bundesstaat im Deutschen Reich. Mit der Zunahme der Seeschifffahrt und des Welthandels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts musste Hamburg seine Hafen- und Lagerkapazitäten weiter ausbauen: Zwischen 1881 und 1888 wurde die Speicherstadt gebaut. Die Schaffung des Freihafens 1888 machte Hamburg zu einem der weltgrößten Lager für Kaffee, Kakao, Gewürze und Teppiche.