Von Geldscheinen bis Briefmarken erstreckte sich das Schaffensgebiet des berühmten Künstlers Prof. Wilhelm Dachauer (1881-1951).
Er studierte von 1899 bis 1907 an der Wiener Akademie, von 1927 bis 1945 war er dort selbst als Lehrender tätig.
Danach widmete er sich vielen Briefmarken-Entwürfen von Österreichs 2. Republik.
Die ersten Freimarken – Zeugen einer Identitätssuche
Weil die Siegermächte des Ersten Weltkriegs mit allem Nachdruck einen Anschluss Österreichs an das (nunmehr republikanische) Deutsche Reich verhindern wollten, musste die Bezeichnung „Deutsch-Österreich“ 1921 schließlich vollständig aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Dies betraf auch die österreichischen Postwertzeichen.
Aus diesem Grund wurde noch im gleichen Jahr ein Preisausschreiben zur Gestaltung einer neuen Freimarken-Serie ins Leben gerufen.
Zahlreiche Vorschläge gingen ein, die jedoch auch zeigten, dass man – nicht zuletzt aufgrund der gegebenen politischen Verhältnisse – kaum wusste, welche Motive geeignet waren. Was man wollte, durfte man nicht; was man sollte, wollte man nicht.
Zu guter Letzt erhielten drei Entwürfe des renommierten oberösterreichischen Malers Prof. Wilhelm Dachauer, die sich am ausklingenden Jugendstil orientierten, den Zuschlag: „Kornähre“, „Hammer“ und „Frauenkopf“. Sie waren ein unverfänglicher Kompromiss, der gleichzeitig auf den beim Volk wenig geliebten Aus- und Eindruck „Republik“ verzichtete.
Das Ergebnis bildeten insgesamt zwei Dauerserien, deren Erstausgaben zeitgleich ab Januar 1922 an den österreichischen Postschaltern erhältlich waren und die bis 1924 durch etliche neue Wertstufen ergänzt wurden.
Im Besonderen die Frauenkopf-Serie brachte in diesem Rahmen, u.a. mit unterschiedlichen Bildformaten und Zähnungsvarianten, gleich eine ganze Reihe hochinteressanter Besonderheiten hervor, die heute ausgesprochen gesucht und kaum einmal wirklich preiswert zu haben sind.
1926 wurde Dachauers Beitrag zur „Nibelungen-Serie“, die Marke „König Gunthers Drachenschiff auf der Fahrt nach Island“, in den USA zur schönsten Briefmarke der Welt gekürt (Quelle, österr. Post AG und Wikipedia).
Briefmarken für das Generalgouvernement
Die ersten Briefmarken des Generalgouvernements (des vom Deutschen Reich besetzten Polens), die Dachauer entwarf, waren die Hitler-Freimarken von 1941.
Zu den schönsten Marken des Gebietes zählen aber die Sätze „Kulturträger I“ von 1942 und „Kulturträger II“ von 1944.
Auf der abgebildeten Ausgabe „Kulturträger II“ wurden Konrad Celtis, Andreas Schlüter, Hans Boner, August der Starke und Georg Gottlieb Pusch abgebildet.
Gesuchte Nachkriegsausgaben
Noch bis vor kurz vor seinem Tod schafft Dachauer großartige Ausgaben, die nicht aus der Philatelie wegzudenken sind, so auch den berühmten Heimkehrersatz von 1949.
Eine Ehrung der Österreichischen Post
Anlässlich des 100. Geburtstags wurde Wilhelm Dachauer von der Österreichischen Post mit einer Briefmarke geehrt – hier der FDC zur Mi.Nr. 1666 (erschienen am 6. April 1981).
Das Motiv der Briefmarke zeigt einen nicht ausgeführten Briefmarkenentwurf zur Serie „Motive aus der Nibelungensage“ (1926).
Eine kleine Auswahl weiterer Werke
Der Überblick der gezeigten Marken zeigt einen Auszug aus dem Werk des bekannten Wiener Künstlers. Alle Marken darzustellen, würde den Rahmen sprengen, kann aber auch anregen eine Sammlung aller Marken Dachauers aufzubauen.