Aus der Vielzahl faszinierender Briefmarken, die seit dem 6. Mai 1840 (dem Verkaufsstart der ersten Briefmarke der Welt) erschienen sind, haben einige besonderen Marken einen Legendenstatus erreicht (z.B. die „Penny Black“, Bayerns „Schwarzer Einser“, der „Sachsen Dreier“, die „Hepburn“) , sie sind die berühmtesten Briefmarken der Welt.
Der offizielle Verkaufsstart für die erste deutsche Briefmarke war Donnerstag der 1. November 1849 in Bayern. Weil das gewählte Datum der Tag von Allerheiligen war, blieben die meisten Postämter des Königreiches Bayern geschlossen. Insgesamt erschienen an diesem Tag drei Ausgaben in den Nennwerten zu 1, 3 und 6 Kreuzern (Ortsbrief innerhalb Bayerns, sowie einen Brief im Fernverkehr unter und über 12 Meilen). Unter diesen 3 Ausgaben ragt die 1 Kreuzer-Marke, der berühmte „Schwarze Einser“, hervor.
Bayern 1849 – Mi.Nr. 1 – der „Schwarze Einser“
Schon 1845 hatte das Oberpostamt München angeregt, den Vorbildern Großbritanniens und der Schweiz zu folgen und eigene Briefmarken herauszugeben. Aber dies stieß zunächst an höherer Stelle nur auf taube Ohren. Erst Anfang 1849 gaben die Verantwortlichen, aufgrund der nunmehr immer lauter werdenden Forderung von Presse und Öffentlichkeit, dann doch grünes Licht.
Johann Peter Haseney, seines Zeichens Graveur der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, wurde mit den Entwürfen betraut. Sein eigentlicher Brötchengeber – Franz Max Josef Seitz – lieferte den entsprechenden Urstempel. Für die Herstellung der Platten war Gustav Lorenz verantwortlich. Die Bestellung für das handgeschöpfte Papier ging an die Becksche Papierfabrik in Pasing. Mit der Druckausführung wurde die Universitätsdruckerei München des Herrn Johann Georg Weiss beauftragt. Am 28. September 1849 waren die Druckvorbereitungen abgeschlossen.
Mit Datum vom 24. 10. 1849 gab die »General-Verwaltung der königlichen Posten und Eisenbahnen« im Verordnungsblatt XXIX folgende Mitteilung heraus:
Doch so reibungslos, wie die Organisation abgelaufen war, gestaltete sich die Umsetzung nicht. Weil als Ausgabeform 180er-Schalterbogen vorgesehen waren, wurde eine überdimensionale Druckform benötigt. Um der Vorgabe genüge zu leisten, setzte die Druckerei Weiss Letztere aus 180 Einzelklischees zusammen. Diese verrutschten jedoch nur allzu gern oder fielen gar aus der Fassung (so kamen auch die vier bekannt gewordenen Kehrdrucke der Mi.Nr. 1 zu Stande!).
Druckunterbrechungen und Flüche gehörten damit zur Tagesordnung. Trotz solcher Widrigkeiten konnte jedoch der vorgesehene Ausgabetermin eingehalten werden.
Der »Schwarze Einser« erwies sich allerdings als inpraktikabel: Schlecht abgeschlagene Stempel (deren Farbe ebenfalls als schwarz vorgeschrieben war) öffneten Wiederverwendungen einer bereits gebrauchten Marke Tür und Tor. So erschien bereits am 1. Oktober 1850 ein bildgleiches Pendant in roter Farbe. Exakt ein Jahr später wurden sämtliche nicht verkaufte Exemplare der schwarzen Version vom Schalterverkauf zurückgezogen. Frankaturgültig blieben sie jedoch bis Ende August 1864.