Diesen Mai jährte sich der 200 Geburtstag einer der bekanntesten Figuren der alternativen Heilkunst, dessen Lehren bis heute weltweit praktiziert werden. Die Rede ist von Sebastian Kneipp, dem Begründer und Namensgeber der Kneipp-Medizin, die das Konzept der Wasserkur und dem für die Kneipp-Medizin charakteristischen „Wassertreten“ beinhaltet. Anlässlich dieses Ereignisses veröffentlichte die Bundesregierung im Mai eine neue 20 Euro-Sammlermünze.
Sebastian Kneipp – Katholischer Priester, Hydrotherapeut und Naturheilkundler
Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 im bayerisch-schwäbischen Stephansried geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und ging schon früh dem Vater bei der Arbeit zur Hand. Nach einem verheerenden Brand des Elternhauses verdingte sich Kneipp als Knecht im schwäbischen Bad Grönenbach. Ein Verwandter nahm sich seiner an und unterrichtete ihn in Latein. In Grönenbach lernte er den evangelisch-reformierten Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Köberlin kennen, der ihn in die Pflanzenheilkunde einführte. 1848 begann er am Dillinger Lyzeum ein Studium der Theologie.
Dort entdeckte er zufällig das Buch „Unterricht von Krafft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen“ des Philosophen und Mediziners Dr. Johann Siegemund Hahn, einem Mitbegründer der Wasserheilkunde aus dem 18. Jahrhundert. Kneipp selbst litt zu dieser Zeit an einer Lungenkrankheit, die er auf Grundlage der Lehren Hahns mit Heil- und Kaltwasserbädern in der Donau selbst behandelte.
1850 ging Kneipp an das Georgianum in München, um sein Theologiestudium fortzusetzen und begann, dort zum ersten Mal andere Menschen zu behandeln. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1852 hatte er verschiedene Stellen als Kaplan im Augsburger Umland inne und machte sich während einer Choleraepidemie als Heiler einen Namen – man nannte ihn den „Cholera-Kaplan“. Im Mai 1855 wurde Kneipp Beichtvater und Hausgeistlicher des Dominikanerklosters der Gemeinde Wörishofen – heutzutage dank Kneipp Bad Wörishofen. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Hilfesuchende in das Örtchen und die Gemeinde wandelte sich im folgenden Jahrzehnt zu einem blühenden Kurort mit unzähligen Heil- und Therapiebädern. Ab 1883 begann Kneipp, mit dem Arzt Dr. Bernhuber zusammenzuarbeiten und Patienten zu behandeln. Am 14. Dezember 1890 wurde in Donauwörth der erste Kneipp-Verein gegründet, der die Lehren des Hydrotherapeuten als Druckerzeugnisse verbreitete.
In den folgenden Jahren bereiste Kneipp Europa und behandelte unter anderem Erzherzog Joseph von Österreich/Ungarn. Ende 1893 ernannte Papst Leo XIII. den Hydrotherapeuten zum päpstlichen Geheimkämmerer und ließ sich von diesem behandeln. Kneipp erhielt weiterhin vom Lateinischen Patriarchen Jerusalems den Titel „Komtur des Ritterordens vom Heiligen Grab“. Im Jahre 1897 stellte man bei Kneipp einen Tumor im Unterleib fest, der es ihm unmöglich machte, weiterhin Patienten zu behandeln. Kneipp ließ sich stattdessen mit Wasseranwendungen therapieren, anstatt einer Operation zuzustimmen – er starb am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren.
Kritik, Widerstand & Anfeindungen
Kneipps Thesen und sein Schaffen wurden schon zu seinen Lebzeiten kontrovers diskutiert. Besonders von schulmedizinischer Seite wurde er mehrfach verklagt und auch teilweise verurteilt. Man warf ihm Kurpfuscherei, Verstöße gegen das „Kurierverbot“ (erlaubte nur Ärzten und Apothekern die Behandlung Kranker) sowie „Geschäftsschädigung“ vor. Auch die Presse, besonders die Augsburger Abendzeitung und die Leipziger Volkszeitung, kritisierte Kneipp scharf. Man unterstellte ihm Profitgier und dass er minderjährige Patienten in seiner Obhut vernachlässigen würde. Selbst vor Brandstiftung gegen Kneipp-Einrichtungen und die Redaktion der „Kneippblätter“ schreckten einige seiner Gegner nicht zurück.
Kneipps Vermächtnis in Sachen Medizin & Kultur
Die Therapieansätze des katholischen Geistlichen sind rein medizinisch betrachten längst überholt, aber seine Bedeutung für die Gesellschaft kann nicht bestritten werden. Zahlreiche Würdigungen seiner Person lassen sich innerhalb unseres Landes aber auch in Nationen wie Schweden oder sogar den USA vorfinden. Von Straßennamen oder den Namen früherer Kneipp-Kurorte bis hin zu diversen Kneipp-Brunnen und Rundwegen. Seit 1975 befindet sich eine Büste Kneipps in der Münchener Ruhmeshalle und 2015 erklärte die UNESCO das traditionelle Wissen und die Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps zu einem Teil des „immateriellen Kulturerbes der Menschheit“.
Seine Lehren und Schriften werden heutzutage durch den Dachverband des „Kneipp-Bundes“ weltweit kuratiert. Allein in Deutschland existieren über 600 Kneipp-Vereine mit ca. 160.000 Mitgliedern. Kneipps Bücher werden auch heute noch in Millionenauflagen gedruckt.
Die deutsche Gedenkmünze zum 200. Geburtstag des Hydrotherapeuten aus Sterlingsilber
2016 führte das Bundesfinanzministerium 20-Euro-Münzen als Ersatz für die eingestellten 10 Euro-Gedenkmünzen ein – das Besondere: 925er reines Silber. Diese Sterlingsilber-Münzen knüpfen nahtlos an die laufenden Serien der 10 Euro-Münzen, wie unter anderem die Reihe „Grimms Märchen“, die 2021 mit der Ausgabe „Frau Holle“ aufwartet, an. Neben den laufenden Serien werden aber auch Münzen zu besonderen Anlässen ausgegeben, wie eben dem „200. Geburtstag von Sebastian Kneipp“.
Wie bereits erwähnt, besteht die Münze aus Sterlingsilber und hat ein Gewicht von 18 g bei einem Durchmesser von 32,5 mm. Sie wird sowohl in der Prägequalität Stempelglanz als auch „Polierte Platte“ hergestellt.
Das Motiv der Münze wurde von František Chochola, einem Bildhauer, Illustrator und Medailleur aus Hamburg entworfen, der gerade durch die von ihm gestalteten Euro-Münzen in Fachkreisen einen hohen Bekanntheitsgrad besitzt. Besonders die 20 Euro-Goldmünzen „Schwarzspecht“ aus der Serie „Heimische Vögel“ sowie die 20 Euro-Silbergedenkmünze „300. Geburtstag Freiherr von Münchhausen“ brachten ihm den 1. Platz unter den Ausschreibungen für diese Ausgaben ein.
Die Bildseite zeigt ein würdevolles, klassisches Porträt Sebastian Kneipps, das rechts von den neuzeitlichen, symbolischen Darstellungen der fünf Säulen der Kneipp’schen Gesundheitslehre komplementiert wird – Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung. Dies schlägt einen thematischen Bogen zwischen Kneipps Wirken und der kontinuierlichen Weiterentwicklung seiner Lehre bis in die heutige Zeit.
Den glatten Münzrand ziert ein Zitat Kneipps in Form einer vertieften Prägung. Es lautet:
„Die Natur ist die beste Apotheke.“
Die elegante, deutsche 20 Euro-Sterling-Silbermünze zum 200. Geburtstag Sebastian Kneipps können Sie direkt hier bei uns im Primus-Shop bestellen.
Dort finden Sie auch die anderen deutschen 20 Euro-Silbermünzen, die 2021 von der Bundesregierung ausgegeben wurden. Unter anderem:
„Grimms Märchen – Frau Holle“
„50 Jahre Sendung mit der Maus“
„100. Geburtstag Sophie Scholl“
Sowie auch die aufgrund der Pandemie verschobene 20 Euro-Münze zur:
„Fußball-Europameisterschaft 2020“