Der von 1885 bis 1918 zum deutschen Schutzgebiet (Kolonie Deutsch-Ostafrika) gehörende Kilimandscharo (damals auch Kaiser-Wilhelm-Spitze genannt) war in dieser Zeit mit 5.893m der höchste Berg Deutschlands.
Ein afrikanischer Elefant mit erhobenem Rüssel vor dem Kilimandscharo, das ist das spektakuläre Motiv der wohl ungewöhnlichsten deutschen Kaiserreich-Goldmünze!
Die abenteuerliche Entstehung und Geschichte der Notgeldmünze 15 Rupien 1916 Elefant machte sie von Anfang an zu einem ungemein wertvollen Liebhaberstück.
Die einzige Notgeldmünze aus Gold
Deutsch-Ostafrika war eine von 1885 bis 1918 bestehende Kolonie des Deutschen
Reiches, die die heutigen Staatsgebiete von Tansania (ohne Sansibar), Burundi
und Ruanda umfasste.
Von Deutschland aufgrund des I. Weltkrieges abgeschnitten benötigte die Verwaltung der Kolonie Deutsch-Ostafrika in Tabora 1916 dringend Geld, um die Arbeiter zu bezahlen. Deswegen rief der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika den Vorsitzenden der Gold-Minengesellschaft Dr. Schumacher zu sich und fragte diesen, ob er Kenntnisse im Münzprägen hätte. Dr. Schumacher verneinte, woraufhin der Gouverneur antwortete:
„Auf meinem Tisch steht ein Konversationslexikon, darin finden Sie alles, was Sie brauchen.“1
Bald darauf begann Dr. Schumacher eine Prägestätte im Gebäude der Eisenbahnwerkstatt zu errichten. Die wertvollste Münze, die in dieser Prägestätte hergestellt wurde, die einzige Notgeldmünze aus Gold, ist eine der außergewöhnlichsten Münzen der deutschen Münzgeschichte: Der Gold-Elefant.
Deutsches Kaiserreich
Kolonie Deutsch-Ostafrika (Tabora) – 15 Rupien 1916 Elefant
Für die goldenen 15 Rupien-Münzen fertigte ein singhalesischer Goldarbeiter aus Sansibar, „der besonders sorgfältig arbeitete, wenn er unter Alkohol stand“ (Zitat Dr. Schumacher1), die Stempel an.
„Zum Prägen diente eine kleine hydraulische Handpresse, mit der eigentlich Rohre gebogen wurden. Als diese schließlich ihren Dienst versagte, wurde die Prägung in dem 25 km entfernten Lulanguru auf einer wesentlich stärkeren Ölpresse fortgesetzt. Im abschließenden Arbeitsschritt polierten die Münzarbeiter die Goldstücke mit Messingbürsten in einem aus Früchten des tropischen Seifenbaumes hergestellten Seifenwasser auf Hochglanz“2
Die Prägeleistung lag bei lediglich 200 Münzen am Tag, insgesamt wurden im einzigen Prägejahr 1916 nur 16.198 Münzen geprägt.
Diese Gesamtmenge verteilt sich auf zwei Varianten: 6395 Münzen wurden von der Variante N 728a geprägt, bei welcher auf der Wertseite die Arabeske unter dem A von OSTAFRIKA endet. 9803 Exemplare wurden von der Variante N 728b geprägt, hier endet die Arabeske unter dem T von OSTAFRIKA.
Vergraben: Der Goldschatz von Tabora3
Die reichen Bodenschätze der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika, vor allem das Gold der Sekenke Goldmine, hatten die Begehrlichkeiten der Kriegsgegner Deutschlands geweckt. Am 6. Oktober 1916 wurde die Goldmine von den Engländern besetzt. Die Belgier marschierten auf Tabora, wo sich die durch den deutschen Bergbauingenieur Dr. Schumacher eingerichtete Prägestätte befand.
Dr. Schumacher versuchte die letzten noch greifbaren Goldmünzen vor dem nahenden Feind in Sicherheit zu bringen: 40 Münzen versteckte er in seiner Kleidung und in seinem Gepäck. Diese Münzen blieben bei der Gefangennahme Schumachers unentdeckt, wurden aber nach seiner Verbringung nach England vom Scotland Yard mit einem Röntgengerät gefunden. Nur 1 Münze, die er an einer stark wattierten Stelle seines Anzugs in den Achseln eingenäht hatte, konnte Schumacher in seine Heimat retten (diese Münze befindet sich heute zusammen mit Aufzeichnungen von Schumacher im Bochumer Bergbaumuseum).
Doch den Großteil der noch in Tabora befindlichen Münzen hatte Schumacher vor seiner Gefangennahme mithilfe eines Erdbohrers mehr als 1 Meter tief hinter dem Haus vergraben.
Dieser Goldschatz von Tabora bestehend aus 200 Goldmünzen in einer Blechdose wurde – trotz groß angelegter Suchaktionen – bis heute nicht gefunden.
Numismatische Daten: Deutsches Kaiserreich, Kolonie Deutsch-Ostafrika (Tabora), 15 Rupien 1916 Elefant, 750er Gold, 5,3g Feingewicht, Ø 22,5mm, Auflage 16.198, Jaeger-Nummer N 728a & N 728b
1Quelle: Kurt Jaeger, „Die deutschen Münzen seit 1871 mit Prägezahlen und Bewertungen“, bearbeitet von Michael Kurt Sonntag, 24. Auflage, Regenstauf 2015, Seite 867ff.
2(Quelle „Deutsche Bundesbank – Glanzstücke“)
3Quelle: Andreas Udo Fitzel, „Der Goldschatz von Deutsch-Ostafrika. Aus den Aufzeichnungen Friedrich Schumachers (1884-1975), Münzstättenleiter von Tabora / Deutsch-Ostafrika“, in: MünzenRevue 9/2009, Seite 122-123. Vgl. auch: Der Spiegel, „Der Goldschatz von Tabora“ (Spiegel 41/1975)