Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine berühmten 95 Thesen, mit denen er Missstände innerhalb Kirche wie z.B. den Ablasshandel kritisierte, an die Türe der Schlosskirche zu Wittenberg. Dieser Tag gilt als Beginn der Reformation in Deutschland. Der 31. Oktober wird seit Jahrhunderten als Reformationstag gefeiert. Im Jahr 2017 wird das 500jährige Jubiläum der Reformation gefeiert (mehr zum Jubiläum…).
Das deutsche Gedenkmünzenprogramm 2017 steht sehr im Zeichen des Jubiläums „500 Jahre Reformation“: Neben einer 20 Euro-Silbermünze und einer 100 Euro-Goldmünze zum Thema bringt die Bundesrepublik zum Jubiläum auch eine Münz-Novität heraus, die erste deutsche 50 Euro Goldmünze.
Aber nicht erst seit heute werden in Deutschland dem Themen-Komplex „Reformation“ Münzen gewidmet, im Folgenden seien hier deutsche Münzen verschiedener numismatischer Epochen vorgestellt. Münzen zum Thema „Reformation“ aus der Zeit des Deutschen Kaiserreiches, der Weimarer Zeit, des Dritten Reiches, Münzen der DDR, der BRD Mark bis hin zu bundesdeutschen Euro-Münzen.
Reformation als numismatisches Thema
Philipp der Großmütige
Im Jahr 1904 prägte das Großherzogtum Hessen zum 400. Geburtstag von Philipp dem Großmütigen motivgleiche 2 Mark- und eine 5 Mark Silbermünze. Philipp von Hessen (*13. November 1504, †31. März 1567) war einer der geistigen und politischen Anführer der Reformation (vgl. unten Weimarer Republik 3 Reichsmark 1927 „400 Jahre Philipps-Universität Marburg“).
400 Jahre Reformation
Eine der wertvollsten deutschen Münzen wurde 1917 zum 400jährigen Reformationsjubiläum geprägt: Königreich Sachsen 3 Mark 1917 Friedrich der Weise. Vorbild für die Münze war ein Schautaler Friedrich des Weisen von 1522, der nach einem Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren gestaltet worden war.
Friedrich der Weise (*17. Januar 1463, †5 Mai 1525), Kurfürst und Herzog von Sachsen, war der Gründer der Universität Wittenberg und Beschützer Martin Luthers.
Der Ort des Marburger Religionsgesprächs
Die Münze Weimarer Republik 3 Reichsmark 1927 wurde aus Anlass von 400 Jahren Philipps-Universität Marburg ausgegeben: 1527 wurde in Marburg vom 23jährigen Landgrafen Philipp von Hessen (*1504, †1567), genannt der Großmütige, die zweite protestantische Universität der Welt gegründet (die älteste protestantische Universität hat 1526 bis 1530 im schlesischen Liegnitz bestanden).
1529 fand in den Räumen der Universität das „Marburger Religionsgespräch“ zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli statt, von dem sich Philipp die Einigung unter den protestantischen Strömungen erhoffte.
450. Geburtstag von Luther
Das Dritte Reich prägte nur wenige Gedenkmünzen. Die erste Gedenkmünze nach der Machtergreifung war Luther gewidmet: 2 & 5 Reichsmark 1933 „Zum 450. Geburtstag von Martin Luther“ (die Münzen sind motivgleich).
Maler der Reformation
Dem 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Älteren (*1472 Kronach, †16. Oktober 1553 Weimar) widmete die DDR eine Gedenkmünze. Cranach zählt neben Albrecht Dürer und Hans Holbein dem Jüngeren zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des frühen 16. Jahrhunderts.
1505 wurde Cranach Hofmaler des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen in Wittenberg. Dort schloss er Freundschaft mit Philipp Melanchthon und Martin Luther. Cranach war der charakteristische Maler der Reformation (1522 erschien Luthers Bibelübersetzung mit den Illustrationen Cranachs), er arbeitete aber auch weiterhin für katholische Auftraggeber.
500. Geburtstag von Martin Luther
1983 wurde der 500. Geburtstag Martin Luthers gefeiert: Aus diesem Anlass gab die BRD eine 5 DM Gedenkmünze heraus.
Martin Luther (*10. November 1483 in Eisleben, †18. Februar 1546 in Eisleben) ist der geistige Vater der Reformation. Die Lutherbibel zählt bis heute zu den wichtigsten Bibelübersetzungen. (1522 erschien das auf der Wartburg übersetzte Neue Testament, 1534 schloss Luther die Übersetzung des Alten Testamentes ab).
Luthers Weg zum Reformator begann am 2. Juli 1505, als er von einem schweren Gewitter überrascht und fast von einem Blitz erschlagen wurde. Im Falle seiner Rettung gelobte er, Mönch zu werden. Luther trat am 17. Juli in den Augustinerorden ein. Am 31. Oktober 1517 nagelte Luther der Legende nach seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg – dieser Tag gilt als Beginn der Reformation in Deutschland.
Mit seinen Thesen kritisierte er Missstände innerhalb der Kirche, wie z.B. den Ablasshandel. Luthers Protest brachte ihm eine Anklage als Ketzer ein, doch er schrieb weiter. Begünstigt durch Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks verbreiteten sich Luthers Lehren schnell im ganzen Reich. Papst Leo X. forderte Luther unter Androhung des Kirchenbannes auf, seine Lehren zu widerrufen. Luther verbrannte öffentlich das Schreiben des Papstes, und jener exkommunizierte ihn. 1521 bot Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Worms Luther die Möglichkeit zum Widerruf. Luther schlug aus, der Legende nach mit den Worten „hier stehe ich und kann nicht anders“.
Auch in der DDR wurde der Geburtstag des Reformators gefeiert, erhoffte sich die Staatsspitze doch aufgrund des weltweiten Interesses an dem großen Reformator eine gute Presse. So wurde z.B. die Wartburg, wo Luther das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, umfassend restauriert und in Anwesenheit des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker wieder eröffnet. Um auch numismatisch für ein gutes Image zu sorgen, wurden vier Luther Gedenkmünzen geprägt (darunter die extrem seltene 20 Mark Luther, Auflage nur 40.500).
Praeceptor Germaniae
An den 500. Geburtstag des Weggefährten Luthers Philipp Melanchthon erinnerte die Bundesrepublik im Jahr 1997 mit einer Silbergedenkmünze. Der Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe und Lehrbuchautor Philipp Melanchthon (*16.02.1497 als Philipp Schwartzerdt in Bretten, †19.04.1560 Wittenberg) wurde schon Lebzeiten als „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands) angesehen.
Melanchthon war an der Seite Luthers eine treibende Kraft der Reformation und verfasste u.a. 1521 die erste systematische Darstellung der reformatorischen Theologie (1521) und das grundlegende Augsburger Bekenntnis (1530).
Die Wartburg
Auf der Wartburg, 1521/22 versteckte sich hier der vom Kaiser geächtete und vom Papst gebannte Luther als „Junker Jörg“ und übersetzte das Neue Testament ins Deutsche, widmete die Bundesrepublik 2011 eine 100 Euro-Goldmünze aus der UNESCO-Serie.
Die Wartburg bei Eisenach ist eine der berühmtesten deutschen Burgen. Unter Hermann I. (1190–1216) war sie eine Hauptstätte der deutschen Dichtung und Schauplatz des sagenhaften Sängerkrieges. 1211-1227 lebte die Hl. Elisabeth von Thüringen auf der Burg. 1817 fand mit dem ersten Wartburgfest das Burschenschaftstreffen der deutschen Studenten statt. Das zweite Wartburgfest wurde im Revolutionsjahr 1848 veranstaltet.
Lucas Cranach der Jüngere
An den 500. Geburtstag des berühmten Malers und Erschaffers berühmter Portraits von Reformatoren Lucas Cranach der Jüngere erinnerte die BRD mit einer 10 Euro-Gedenkmünze 2015.
Lucas Cranach der Jüngere (*4. Oktober 1515 in Wittenberg, † 25. Januar 1586 ebenda) führte nach dem Tod eines Vaters Lucas Cranach dem Älteren (*1472, †16. Oktober 1553) dessen Werkstatt weiter- und zu noch größerem Erfolg. Wie sein Vater war er mit vielen wichtigen Personen der Reformation bekannt und schuf bedeutende Portraits der Reformatoren. Auf der zu seinem 500. Geburtstag ausgegebenen Münze ist die berühmte „Cranach-Schlange“ zu sehen, das Wappen der Familie. Während die Schlange beim Vater Flegelmausflügel hat, besitzt die Schlange von Lucas Cranach dem Jüngeren Vogelflügel.
500 Jahre Reformation
Im Jahr 2017 wird das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ begangen. Neben einer 20 Euro-Silbermünze und einer 100 Euro-Goldmünze zum Thema bringt die Bundesrepublik aus diesem Anlass die erste deutsche 50 Euro Goldmünze heraus (mehr dazu im einem gesonderten Beitrag zum bundesdeutschen Gedenkmünzen-Jahrgang 2017).