Papst Paul VI. (*26. September 1897, †6. August 1978) erhob mit Albino Luciani (Johannes Paul I.), Karol Wojtyla (Johannes Paul II.) und Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) seine drei direkten Nachfolger zu Kardinälen. Er ging als Reformpapst in die Geschichte ein: So schaffte er den 400 Jahre geltenden Index der verbotenen Bücher ab (im Zuge der Reform des Hl. Offiziums, der früheren Inquisition) und prägte entscheidend das Zweite Vatikanische Konzil.
Neu in ihrer Art waren die Reisen Pauls VI. – als er ankündigte, er werde vom 4. bis 6. Januar 1964 ins Heilige Land reisen, war das wie ein Donnerschlag, denn seit 150 Jahren hatte kein Papst mehr die italienische Grenze überschritten. Er war der erste Papst, der nach New York reiste, um eine Rede vor den Vereinten Nationen zu halten (am 4. Oktober 1965). Der Anlass war der 20. Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen.
Am 7. Dezember 1965 ordnete Paul VI. die Kompetenzen und die Struktur der Kongregation für die Glaubenslehre (Nachfolgeorganisation der Inquisition) neu. Dabei schaffte er defacto den Index verbotener Bücher als rechtlich wirksames Instrument ab.
Am 8. Dezember 1965 beendete Paul VI. feierlich das am 11. Oktober 1962 begonnene Zweite Vatikanische Konzil (Vaticanum II), welches als eines der großen weltbedeutenden geistigen Ereignisse in die Geschichte einging.
Aufgrund seiner Offenheit für Reformen hat sich Paul VI. im Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils weltweit großen Respekt erworben. Diese außergewöhnliche Offenheit zeigte sich auch in seinem Verhältnis zur Kunst. Im Jahr 1973 hat Paul VI. eine neue Abteilung in den Vatikanischen Museen eröffnet: die Sammlung Moderner Religiöser Kunst. Unter den 800 Werken befinden sich Künstler wie Chagall, Picasso, Emil Nolde und Francis Bacon, eine Auswahl, die zeigt, dass das Auswahlkriterium für die Zusammenstellung der Sammlung nicht Dogmentreue war. Francis Bacon (1909-1992) z.B., einer der berühmtesten Maler des 20. Jahrhunderts (für 86,3 Millionen US-Dollar wurde am 14. Mai 2008 sein Werk Triptych, 1976 versteigert) bezeichnet sich selbst als « Nichtgläubigen », religiöse Themen griff er nicht aus religiösen Gründen auf. Weitere Werke gelangten 1977 als Schenkungen zeitgenössischer Künstler anlässlich des 80. Geburtstages Paul VI. in die Sammlung Moderne Religiöse Kunst, deren Wert als unschätzbar gilt.
Am 26. August 1978 verstarb Paul VI., Johannes Paul II. eröffnete am 11. Mai 1993 das Seligsprechungsverfahren für ihn, der seither „Diener Gottes“ genannt werden darf.