Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles im Namen der deutschen Fürsten zum Deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich als Nationalstaat gegründet.
Den letzten Anstoß zur Proklamation hatte der sogenannte „Kaiserbrief“ gegeben: Am 30. November 1870 hatte Bayerns König Ludwig II., der später so genannte „Märchenkönig“, den berühmten, vom preußischen Kanzler Otto von Bismarck verfassten „Kaiserbrief“ an die deutschen Fürsten unterschrieben. In diesem Brief an die deutschen Bundesfürsten wird der Vorschlag unterbreitet, dem preußischen König Wilhelm I. die Kaiserwürde anzubieten. Ein Vorschlag, der den entscheidenden Anstoß zur Gründung des Deutschen Reiches unter preußischer Vormacht gab (als Entscheidungshilfe für Ludwigs Bereitschaft zur Unterschrift hatte diesem Bismarck die Zahlung von jährlich 4 bis 5 Millionen Mark aus dem Welfenfonds zugesagt).
Insgesamt bestand das Kaiserreich aus 25 Bundesstaaten: vier Königreichen, sechs Großherzogtümern, fünf Herzogtümern, sieben Fürstentümern und drei Freien Städten. Das „Reichsland Elsaß-Lothringen“ wurde seit 1879 von einem Statthalter regiert und war ab 1911 auch im Bundesrat vertreten. Die meisten Bundesstaaten waren konstitutionelle Monarchien, die Freien Städte waren Stadtrepubliken. Bei weitem größter und einflussreichster Einzelstaat war das Königreich Preußen. Es umfasste zwei Drittel der Fläche und rund drei Fünftel der Bewohner Deutschlands.
Der Zusammenschluss der deutschen Staaten ermöglichte die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten, von Zolltarifen und Verbrauchssteuern sowie des Münzwesens: die Mark wurde zur Währung Deutschlands.
Aus Sammlersicht entstand hiermit eines der spannendsten und werthaltigsten Sammelgebiete überhaupt. Die Münzen des Deutschen Kaiserreiches gehören zu den größten Raritäten für Deutschland-Sammler: So sind von den Münzen des Deutschen Kaiserreiches nach rund 100 Jahren und zwei Weltkriegen schätzungsweise heute nur noch 10% bis 40 % vorhanden* – was vor allem bei den bereits im Prägejahr seltenen Silber- und Goldmünzen zu außerordentlichen Wertsteigerungen führte.
Hier eine kleine Auswahl klassischer Münzen des Kaiserreiches:
*Quelle: Kurt Jaeger, „Die deutschen Münzen seit 1871 mit Prägezahlen und Bewertungen“, bearbeitet von Michael Kurt Sonntag, 24. Auflage, Regenstauf 2015, Seiten 38-39, 204-205