Drei Jahrhunderte herrschten sie über das größte Land der Erde. Keine andere Familie hat Russland so geprägt wie sie. Geliebt. Gefürchtet. Bewundert. Gehasst. Die Romanow. Von 1613 an wurde Russland ohne Unterbrechung von Romanows regiert. Michael I. (*1596, †1645) war der erste russische Zar aus der Familie der Romanow. Unter Zar Peter dem Großen (1672, † 1725), ein Beiname, der sich sowohl auf seine Bedeutung als auch auf seine Körpergröße bezieht (er war mindestens 2,01 Meter groß), wurde Russland zur europäischen Großmacht.
Im Jahr 1729 wurde in Stettin eine der bedeutendsten Herrscherinnen der europäischen Geschichte geboren: Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, die im Jahr 1745 den Romanow und russischen Thronerben Peter, den späteren Zar Peter III., heiratete, und dann als Katharina die Große (*1729, †1796) in die Geschichte einging.
Ihren Namen „Katharina“ („Jekaterina“) erhielt sie am Tag ihrer Verlobung zu Ehren von Katharina I., der Ehefrau von Peter dem Großen, die nach dem Tode ihres Mannes das Riesenreich regierte. Nomen est omen: Auch Katharina II., die Große, regierte nach dem Tode ihres Mannes Peter. Ab 1762 war sie Zarin von Russland und wurde zur mächtigsten Frau Europas. Noch zu Lebzeiten hatte ihr Mann Peter III. ihren Sohn Paul als sein eigen Fleisch und Blut anerkannt. So lebte die Linie der Zaren Russlands aus dem Haus Romanow weiter – bis zur Februarrevolution 1917.
Am 15. März 1917 musste Zar Nikolaus II. (*1868, †1918) unter dem Druck der Russischen Februarrevolution abdanken. Die Monarchie in Russland endete. Die Kommunisten unter der Führung der Bolschewiki übernahmen die Macht. Eine Macht, die es zu festigen galt. Die als bedroht galt, solange es Anhänger der Monarchie gab. Solange der Zar und seine Familie noch lebten.
Nach der Abdankung wurde die Zarenfamilie unter Hausarrest gestellt und lebte einige Monate unbehelligt in Petrograd im Alexanderpalast. Im August 1917 wurde die Familie, es hieß, sie sei nicht mehr sicher, in den Ural gebracht und lebte in Tobolsk im Sitz des Gouverneurs. Im Oktober 1917 siegten die Bolschewiki unter der Führung Lenins in der „Oktoberrevolution“ und übernahmen die Macht in Russland.
Im Frühjahr 1918 wurden die Romanows von den neuen Machthabern nach Jekaterinburg, 1.500 Kilometer östlich von Moskau, gebracht. Sie wurden im Haus des Ingenieurs Ipatjew inhaftiert: Neben dem ehemaligen Zar Nikolaus II. seine Frau Alexandra Fjodorowna, die Töchter Olga, 23, Tajana, 21, Maria, 19, Anastasia, 17, der Thronfolger Alexej, 14.
Dann in der Nacht zum 17. Juli 1918 wurde die Familie geweckt und unter dem Vorwand, dass es im Obergeschoss nicht sicher sei (es waren Schüsse in der Nacht gefallen), in den Keller verbracht. Dort wurde Nikolaus II., der letzte russische Zar, mitsamt seiner Familie ermordet.
Erst im Jahr 2007 wurden die sterblichen Überreste der Familie des letzten Zaren gefunden. Bis heute beschäftigt die Ermordung des letzten Romanow-Herrscher sowohl Kriminologen wie auch Historiker. Das Schicksal der Romanows, man denke nur an die Geschichten, die sich um die jüngste Tochter Anastasia ranken, berührt Menschen weltweit bis heute.