400 Jahre hatte der Index verbotener Bücher (Index Librorum Prohibitorum) gegolten, der verbindlich festlegte, welche Bücher Katholiken bei Strafe der Exkommunikation nicht lesen dürfen. 4200 Einzelwerke und 97 Gesamtausgaben standen zuletzt auf dem Index. Böse, gefährliche Autoren für Katholiken waren demzufolge unter anderem: Balzac, Dumas Vater und Sohn, Heine, Kant, Lessing, Locke, Luther, Pascal, Ranke, Sartre, Spinoza, Stendhal, Voltaire, Zola.
Am 7. Dezember 1965 ordnete Paul VI.* die Kompetenzen und die Struktur der Kongregation für die Glaubenslehre (Nachfolgeorganisation der Inquisition) neu. Dabei schaffte er defacto den Index verbotener Bücher als rechtlich wirksames Instrument ab. Formell abgeschafft wurde der Index durch Erlasse der Glaubenskongregation vom 14. Juni 1966.
*Papst Paul VI. (*26. September 1897, †6. August 1978) ging als Reformpapst in die Geschichte ein, u.a. prägte er entscheidend das Zweite Vatikanische Konzil. Er erhob mit Albino Luciani (Johannes Paul I.), Karol Wojtyla (Johannes Paul II.) und Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) seine drei direkten Nachfolger zu Kardinälen. Neu in ihrer Art waren die Reisen Pauls VI. – als er ankündigte, er werde vom 4. bis 6. Januar 1964 ins Heilige Land reisen, war das wie ein Donnerschlag, denn seit 150 Jahren hatte kein Papst mehr die italienische Grenze überschritten. Am 4. Oktober 1965 hielt Paul VI. als erster Papst überhaupt eine Rede vor den Vereinten Nationen.