Im Jahr 2015 veröffentlichte Papst Franziskus seine mit Spannung erwartete Lehrschrift zur „Liebe in der Ehe“ („Amoris laetitia“, hier finden Sie auf der Homepage des Vatikan ein pdf der Schrift), eine Schrift, die den konservativen Hardlinern innerhalb der Kirche zusetzt und die bis heute auch in nicht kirchlichen Kreisen auf großes Interesse trifft.
Das heutige numismatische Kalenderblatt erinnert an eine Papstschrift, die ebenfalls weltweit große Beachtung fand – und die, wie das ganze Wirken des damaligen Papstes (vor allem die von ihm angeregte Einberufung des II. Vatikanischen Konzils), gleichfalls konservativen Kreisen missfiel:
Am 11. April 1963, nur wenige Wochen vor seinem Tod, veröffentlichte Papst Johannes XXIII.* die Enzyklika „Pacem in terris“ („Über den Frieden auf Erden“) (hier auf der Homepage des Vatikan findet sich der Originaltext von „Pacem in terris“ in verschiedenen Sprachen). Diese Schrift gilt als sein Vermächtnis.
Erstmals wandte sich ein Papst nicht nur an die Katholiken, sondern an „alle Menschen guten Willens“, um die Bedingungen des Friedens zu erörtern und zu befördern. Er tat dies in einer Situation, in welcher der Kalte Krieg in vollem Gange ist (zwei Jahre nach Mauerbau, kurz nach der Kuba-Krise).
Bis heute wirken die Gedanken von Johannes XXIII., den Papst Franziskus zusammen mit Johannes Paul II. am 27. April 2014 heiligsprach, nach.
„Jedem Menschen muß das Recht zugestanden werden, innerhalb der Grenzen seines Staates seinen Wohnsitz zu behalten oder zu ändern; ja, es muß ihm auch erlaubt sein, sofern gerechte Gründe dazu raten, in andere Staaten auszuwandern und dort seinen Wohnsitz aufzuschlagen … Auch dadurch, daß jemand Bürger eines bestimmten Staates ist, hört er in keiner Weise auf, Mitglied der Menschheitsfamilie und Bürger jener universalen Gesellschaft und jener Gemeinschaft aller Menschen zu sein.“
*Johannes XXIII. (*25. November 1881, †3. Juni 1963) wurde unter dem Namen Angelo Giuseppe Roncalli als Sohn einer einfachen Bauernfamilie geboren. Am 10. August 1904 wurde er zum Priester geweiht. Viele Jahre diente er der Kirche als Diplomat (u.a. in Bulgarien, in der Türkei, Griechenland, Frankreich). Von Papst Pius XII. wurde er am 12. Januar 1953 zum Kardinal ernannt. Nach dem Tode von Pius XII. wurde er am 28. Oktober 1958 zu dessen Nachfolger gewählt.
Johannes XXIII. wurde wegen seiner Bescheidenheit und Volksnähe im Volksmund il Papa buono („der gute Papst“) genannt. Unerwartet berief er das Zweite Vatikanische Konzil ein, das am 11. Oktober 1962 feierlich eröffnet wurde. Den Abschluss des Konzils erlebte er nicht mehr, denn am 3. Juni 1963 erlag er einem Krebsleiden. Sein Nachfolger Paul VI. führte das Konzil 1965 zu Ende.
Paul VI. eröffnete 1970 den Seligsprechungsprozess für seinen Vorgänger. Von Johannes Paul II. wurde Johannes XXIII. am 3. September 2000 seliggesprochen. Wenige Monate später wurde der Leichnam von Johannes XXIII. aus der Krypta unter dem Petersdom in den Dom selbst überführt. Dabei wurde festgestellt, dass sein Körper und seine Kleidung auch 38 Jahre nach seinem Tode nahezu unversehrt sind. Heute ruht der unverweste Leichnam des „Papa buono“ in einem gläsernen Sarg, zu dem jedes Jahr unzählige Gläubige pilgern und im Angesicht des Seligen beten. Papst Franziskus sprach Johannes XXIII. am 27. April 2014 heilig.